WHO warnt erneut vor weltweiter H5N1 Influenza A Epidemie
Hanoi (Vietnam) / Manila (Philippinen) / Genf
(Schweiz), 19. Mai.2005
Zur Zeit unverändert sehr gering ist das Risiko, sich mit H5N1
Influenza A bei einem Menschen anzustecken. Deshalb ist die Bekämpfung
des Vogelgrippe-Virus bei Vögeln (aviäre Influenza),
insbesondere in Geflügelfarmen, nach wie vor das wichtigste und
bis auf weiteres einzige Mittel, um die Gefahr einer Influenzapandemie
zu mindern.
Aber neu beobachtete Veränderungen des
Vogelgrippe-Virus in seiner DNA-Sequenz und bei der Verursachung
von Erkrankungen bei Menschen passen zu den Modellvorstellungen,
wie ein unter Tieren auftretendes Virus sein Erbgut verändert
und sich an den Menschen anpasst und beunruhigen daher die Wissenschaftler.
Obwohl die Beobachtungen zunächst nur Hinweise liefern auf eine
mögliche Entwicklung, hat die Weltgesundheitsorganisation im Anschluss
an eine Konferenz in Manila eine neuerliche Warnung vor
einer Pandemie ausgesprochen und auf die Notwendigkeit
hingewiesen, dass sich Staaten und Gesundheitseinrichtungen vorbereiten.
In Vietnam war aufgefallen, dass sich in diesem
Frühjahr die beobachteten Erkrankungen unterscheiden - je nachdem,
ob sie in Süd- oder in Nordvietnam auftraten. In Südvietnam blieben
Gefährlichkeit und Altersverteilung Erkrankter in etwa unverändert,
während in Nordvietnam die Gefährlichkeit abnahm, deutlich weniger
als die Häfte der Erkrankten starb und das Altersspektrum sich
verbreiterte (auch Säuglinge und alte Menschen erkrankten). Diese
und weitere epidemiologische Auffälligkeiten passen zu Ergebnissen
von DNA-Sequenzierungen, die bei dem in Nordvietnam beobachteten
H5N1 Cluster Veränderungen in der DNA-Sequenz feststellen und
eine bessere Adaption des Krankeitserregers an den Menschen für
möglich erscheinen lassen.
Gleichzeitig wurde bei einem mit dem Medikament
Oseltamivir (Tamiflu ®) Behandelten Viren gefunden, die gegen
Oseltamivir resistent waren. Es ist ein weiteres ungünstiges Zeichen,
dass Resistenz anscheinend relativ schnell auftreten kann. Das
Medikament gehört zu den Virostatika, deren Bevorratung die Weltgesundheitsorganisation
für die Verwendung in einer Influenza-Pandemie empfiehlt.
Die Weltgesundheitsorganisation
ist in der äußerst schwierigen Situation, den Zeitpunkt
bestimmen zu müssen, an dem schärfere Maßnahmen eingeleitet werden
zur Vorbeugung, Eingrenzung und Überwachung eines Ausbruchs unter
Menschen. Dies muss rechtzeitig vor dem Ausbruch der Pandemie
geschehen, weder zu früh, um nicht unnötig Kosten zu verursachen,
noch zu spät. Wegen der fehlenden Immunität der Menschen gegen
Influenzaviren mit Hämagglutinin-Antigen Typ 5 (H5) werden ähnliche
Verhältnisse befürchtet wie 1918 (H1), 1957 (H2) und 1968 (H3),
als Influenzaviren mit ebenfalls neuem Hämagglutinin-Antigen grassierten
und zahlreiche Opfer forderten. Damals wurden die Gesundheitssysteme
auf eine schwere Probe gestellt und das öffentliche Leben war
erheblich beeinträchtigt und zeitweise lahmgelegt. Seit dem Beginn
dieser Epidemie im Januar 2004 sind auf der indochinesischen Halbinsel
Millionen von Tieren der Vogelgrippe zum Opfer gefallen, 97 Menschen
erkrankten, die meisten in Vietnam, 53 sind gestorben.
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