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Häufige Krankheiten: Diabetes mellitus

Einführung
Diabetes mellitus (DM) ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Stoffwechselkrankheiten und bedeutet honigartiger Durchfluss. Der lateinische Name beschreibt die Hauptsymptome der Erkrankung: verstärkter Harndrang und vermehrte Ausscheidung von Zucker im Urin.

Der Verdauungsapparat verarbeitet die Kohlehydrate der Nahrung (die z.B. in Zucker, Brot und anderen Getreideprodukten enthalten ist) in Glucose, die über die Blutbahn im Körper verteilt werden. Die Bauchspeicheldrüse erzeugt in den Langerhansschen Inseln Insulin. Das Eiweiß Insulin dockt an Körperzellen an und bewirkt Öffnungen der Zellwände durch welche die Glucose in die Zelle zur Energiegewinnung gelangt.

Das Grundproblem beim Diabetes Mellitus ist folgendes: Glucose muss innerhalb von etwa 5 bis 6 Stunden aus dem Blutkreislauf gelangen. Ansonsten verklebt die Glucose an den Blutkörperchen und schädigt damit den Körper. Einerseits "kratzen" mit Glucose verklebte rote Blutkörperchen den Körper. Andererseits werden die für das Immunsystem zuständigen weißen Blutkörperchen an ihrer Arbeit gehindert, was das Immunsystem schwächt.

Häufigkeit in der Bevölkerung
Von den geschätzten 180 Millionen Diabetikerinnen und Diabetikern weltweit (5,1% der erwachsenen Weltbevölkerung) sind nur etwa 10 % von der Typ-1-Zuckerkrankheit betroffen, die Altersdiabetes hingegen ist mit 90 % zur Massenerkrankung geworden, und zwar vorwiegend in den industrialisierten Ländern. Hauptursachen sind Übergewicht (Adipositas) und Bewegungsmangel. Etwa ein Drittel der Diabetiker könnte auf Medikamente verzichten, wenn sie ihr Körpergewicht reduzieren und sich mehr bewegen würden. Dadurch gewinnen die Körperzellen ihre Insulin-Aufnahmefähigkeit zurück, sodass das körpereigene Insulin ausreicht.

Laut Zahlen der "Internationalen Diabetes Federation", werden im Jahre 2025 weltweit 333 Millionen Diabetiker erwartet. Der neue Diabetes-Atlas weist eine Zahl von 314 Millionen Menschen aus, die ein Risiko haben an Diabestes mellitus zu erkranken. Die meisten Menschen mit Diabetes mellitus sind im alter zwischen 40 und 59 Jahren, wobei 10% mehr Frauen als Männer Diabetes mellitus und 20% mehr Frauen als Männer eine gestörte Glukosetoleranz haben.

In Deutschland leiden 6,3 Millionen Menschen an Diabetes. Experten schätzen, dass ihre Zahl im Jahre 2010 auf zehn Millionen angestiegen sein wird. Für die Behandlung müssten dann jährlich 40 Milliarden Euro aufgewendet werden. Besorgniserregend ist der dramatische Anstieg zuckerkranker, übergewichtiger Kinder.

Die USA weisen ein ähnliches Verhältnis von Typ-1-Diabetes (ca. 10 %) und Typ-2-Diabetes (ca. 90 %) auf. Die höchste Erkrankungsrate hat der Inselstaat Nauru, wo etwa 30 % der Bevölkerung an Diabetes mellitus und zugleich an Adipositas leidet.

Varianten
Folgende Arten werden unterschieden:

Diabetes Typ 1
das körpereigene Immunsystem zerstört selbst die insulinproduzierenden Betazellen und die Bauchspeicheldrüse kann somit kein Insulin mehr liefern.

Diabetes Typ 2
der Körper produziert genug Insulin , aber die Zellen des Muskel- und Fettgewebes können das Hormon nicht mehr richtig aufnehmen.

Diabetes Typ 3 (eher selten)
wenn der Diabetes durch genetische Ursachen, Endokrinopathien, Drogen, Chemikalien oder durch eine Infektion verursacht wird. Dieser Typ wird in die Untertypen 3a bis 3h unterteilt.

Diabetes Typ 4 (eher selten)
wenn der Diabetes in der Schwangerschaft auftritt, also eine Gestationsdiabetes vorliegt.

Symptome
Viele Typ-2-Diabetiker haben über Jahre überhaupt keine Symptome.

Typische Symptome bei überhöhten Blutzuckerwerten (Überzuckerung, Hyperglykämie) sind:

  • Durst
  • häufiges Wasserlassen (Harndrang)
  • Müdigkeit
  • Antriebsarmut
  • Kraftlosigkeit
  • Sehstörungen
  • Juckreiz
  • Entzündungen der Haut
  • schlecht heilende Wunden
  • Infektionen an den Geschlechtsorganen
  • Harnwegsinfekte
  • Gewichtsverlust
  • Fußprobleme

Diagnose
Zur Diagnosestellung wird mehrfach - mindestens zwei mal - ein erhöhter Blutzucker gemessen. Zu beachten ist, dass für die verschiedenen Materialien (Kapillarblut oder venöses Blut, Messung im Plasma oder im Vollblut) verschiedene Grenzwerte gelten.

Kriterien der ADA: Diabetes mellitus liegt vor, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt ist (Glukose jeweils gemessen im Blutplasma):

  1. Nüchternblutzucker > 7,0mmol/l (126mg/dl)
  2. Blutzucker > 11,1mmol/l (200mg/dl) zwei Stunden nach der Gabe von 75g Glukose, das ist der orale Glukose-Toleranztest (oGTT)
  3. Blutzucker > 11,1mmol/l (200mg/dl) und sonstige Anzeichen für Diabetes, wie beispielsweise starker Durst und häufiges Wasserlassen oder unerklärlicher Gewichtsverlust

Therapie
Beim Diabetes vom Typ 1 muss das fehlende körpereigene Insulin künstlich zugeführt werden (siehe Insulintherapie)

Beim Typ-2-Diabetes muss die erhöhte Insulinresistenz durch Gewichtsabnahme, mehr Bewegung oder Medikamente (orale Antidiabetika) (OAD) verringert werden. Eine medikamentöse Therapie ist erst nach Ausschöpfung der Diätmaßnahmen angezeigt und sollte sich am Körpergewicht und weniger am Blutzucker orientieren. Medikamente, die die Insulinausschüttung erhöhen (z. B. Sulfonylharnstoffe), dürften eine ungünstige Wirkung haben. Medikamente, die die Insulinresistenz reduzieren (Acarbose, Metformin), sind wahrscheinlich vorzuziehen.

Je besser es gelingt, die Blutzuckerwerte zu normalisieren (vor einer Mahlzeit bei 110 mg pro dl, danach unter 140 mg pro dl), umso geringer ist die Gefahr von Komplikationen. Die Schwierigkeit besteht darin, nicht über das Ziel hinauszuschießen und eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) zu erzeugen. Auch der Bluthochdruck muss gesenkt werden.

Eine Operation, der laparoskopische Magen-Bypass, zur drastischen Gewichtsabnahme bei massivem Übergewicht (Körpermassenindex > 35), führt zu einer raschen Besserung, meistens sogar vollständigen Behebung des Altersdiabetes.

Beim so genannten Gestationsdiabetes, der nur während der Schwangerschaft auftritt, sollte die Blutzuckerregulierung im Interesse des Kindes besonders streng erfolgen. Die Blutzuckerwerte sollten denen eines Nichtdiabetikers entsprechen. Dies ist oft durch Diät, manchmal erst durch Insulingabe möglich. Bei bestehendem Diabetes mellitus Typ 1 ist eine strenge Regulierung ("Einstellung") bereits vor der Zeugung des Kindes zu empfehlen, was häufig nur mittels einer Insulinpumpentherapie möglich ist.

Diabetes wird oft nicht erkannt, nicht ernst genommen oder unzureichend behandelt. Die Allgemeinmediziner sind bei der Behandlung von Altersdiabetes oft unsicher. Um eine gleichbleibende Qualität bei der Therapie zu erreichen, fördern die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland seit 2003 eine Spezialausbildung für interessierte Mediziner im Rahmen des sogenannten Disease-Management-Programmes (DMP) für Diabetes Typ 2.


Die Informationen dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie können in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.
Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

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