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Toxoplasma gondii

''Toxoplasma gondii'' ist ein bogenförmiges Protozoon, mit parasitischer Lebensweise. Sein Endwirt sind Katzen, als Zwischenwirt dienen andere Wirbeltiere und Vögel. Dabei wurde es zuerst bei einem Nagetier namens 'Gondi' (Ctenodactylus gundi) gefunden.

Entdeckung und Forschungsgeschichte

Toxoplasma gondii wurde erstmalig 1908 in Tunesien als Parasit im Gondi (Ctenodactylus gundi) entdeckt und als Angehöriger der Sporozoen identifiziert. Aufgrund der Halbmondform wurde es von den Entdeckern Nicolle und Manceaux als Toxoplasma (griechisch Toxon, Bogen) und aufgrund des Wirtstieres als Toxoplasma gondii benannt. Erst viel später konnte es auch beim Menschen als Krankheitserreger gefunden werden, die von ihnen ausgelöste Krankheit wurde Toxoplasmose genannt. 1948 entwickelten Sabin und Feldmann einen Serologie|serologischen Test auf der Basis von Antikörpern, den sie Dye-Test nannten. Mit Hilfe dieser Methode konnte festgestellt werden, dass Toxoplasma gondii weltweit verbreitet ist und beim Menschen sehr häufig vorkommt.

Verbreitung

Der Parasit ist weltweit verbreitet, die Bevölkerung weist hohe Durchseuchung auf, da die Infektion meist ohne Symptome verläuft. Etwa 60 % der Bevölkerung in Deutschland besitzt Antikörper gegen Toxoplasma gondii, waren also bereits einmal mit dem Parasiten infiziert. Die Prävalenz steigt pro Lebensjahr um etwa 1 %. Nach Schätzungen erleiden 7 von 1.000 Schwangeren eine Infektion. Nach der Infektion besteht eine lebenslange Immunität, wenn das Immunsystem nicht erkrankt ist.

Merkmale

Toxoplasma gondii unterscheidet sich je nach Stadium sowohl in der Form als auch in der Größe. Die Zellen der freien und infektiösen Form sind in flüssigen Medium|Medien oder Frischpräparaten bogenförmig und erreichen Größen von zwei bis fünf Mikrometern. Betrachtet man sie in Gewebeproben oder Fixierung|fixierten Schnitten, erscheinen sie dagegen eiförmig oval. Außerdem können sie sowohl einzeln als auch zu mehreren in so genannten Pseudocysten im Gewebe vorkommen.

Die ''Oozysten'' messen bis zu 11 Mikrometer, die Gewebscysten bis zu 300 Mikrometer. Es bilden sich 2 verschiedene Populationen von Sporozoiten, die Tachyzoiten bilden sich nach dem Eindringen in den Zwischenwirt und vermehren sich dort rapide. Später treten Bradyzoiten auf deren Vermehrung stark verlangsamt ist. Strukturell unterscheiden sich diese beiden Formen nicht.


Lebenszyklus

Die Oozysten werden vom Endwirt (Katzenartige) mit den Feces ausgeschieden und gelangen so in den Zwischenwirt. Sie enthalten zwei Sporozysten mit je vier Sporozoiten. Sie können sehr lange (bis 5 Jahre) infektiös bleiben und überstehen Frost, sind jedoch nicht sehr hitzeresistent. Im Zwischenwirt (Wirbeltiere und Vögel) schlüpfen die Sporocysten, diese dringen nun aktiv in kernhaltige Zellen des Zwischenwirtes ein (vor allem Lymphknoten, Retikuloendotheliales System). Nun setzt eine Vermehrung durch ungeschlechtliche Teilung ein, bei der sich 2 Tochterzellen von der Mutterzelle ablösen, wobei die Mutterzelle sich auflöst (Endodyogenie). Dieser Vorgang läuft nun so lange ab, bis die Wirtszelle komplett ausgefüllt ist und aufplatzt, so dass die Tachyzoiten (griech. Tachys = schnell) frei werden. Dieser Vorgang wiederholt sich jetzt alle 6 Stunden. Nun breiten sich die Tachyzoiten im Blut aus und gehen so auch über die Plazenta ins Blut über. Nachdem die Wirtsabwehr eingesetzt hat verlangsamt sich die Teilungsdauer und man spricht nun von Bradyzoiten (griech. Bradys = langsam). Es bilden sich in den Zellen Gewebezysten die vor allem in der Muskulatur, aber auch im Gehirn oder in der Netzhaut des Auges latent überdauern. In dieser Form werden sie dann wiederum von der Katze die den Zwischenwirt frisst aufgenommen. Die Bradyzoiten werden nun im Darm frei und dringen in die Epithelzellen ein. Dort findet eine Schizogonie (ungeschlechtliche Fortpflanzung) statt, sodann werden fertige Oozysten in den Darm entlassen. Diese werden nun mit dem Kot ausgeschieden und reifen in der Außenwelt in 2 - 4 Tagen zu Infektionsfähigen sporolierten Oozysten heran. Sie sind bis zu 5 Jahre infektionsfähig. Falls die Oozysten nun von Katzen aufgenommen werden, so entwickeln sich Tachyzoiten, Bradyzoiten und Gewebecysten. Diese verbleiben jedoch nur zu einem geringen Teil im Gewebe und wandern in das Darmepithel der Katze ein wo sie erneut durch Schizogonie Oozysten ausbilden.Der Lebenszyklus wird in drei phasen unterteilt,1.in die extraintestinale Phase 2.in die externe Phase 3.in die enderoepitheliale Phase.

Schadwirkung

Beim Menschen ruft dieser Parasit die Krankheit Toxoplasmose hervor. Er kann ''T. gondii'' in beiden Formen aufnehmen, sowohl als Zysten in halbrohem Fleisch oder als Schmierinfektion mit Katzenkot. Er übernimmt dann die Rolle des Zwischenwirtes, das heißt die Erreger durchdringen die Darmwand, um so in der Muskulatur, aber auch in anderen Organen Zysten zu bilden, die lebenslang überdauern. Die meisten Menschen machen irgendwann einmal diese Infektion durch, sie bleibt meistens ohne Symptome. Es kann einige Monate lang zu grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Gelenkschmerz|Gelenk- und Muskelschmerzen und beispielsweise Lymphknotenschwellungen kommen. Auch scheint die Toxoplasmoseinfektion Menschen erheblich in ihrer Reaktionsgeschwindigkeit einzuschränken; so wurde in einer 3-teiligen BBC-Sendung über Parasiten berichtet, dass Menschen, die in Verkehrsunfälle verwickelt waren, überduchrschnittlich häufig infiziert waren.


Das ungeborene Kind kann aber durch ''T. gondii'' schwer geschädigt werden, wenn die Erstinfektion während der Schwangerschaft erfolgt. Dabei nimmt das Übertragungsrisiko mit der Dauer der Schwangerschaft zu, die Schwere der Schäden dagegen ab. Sonst kann die Toxoplasmose nur bei schwachem Immunsystem (beispielsweise AIDS) gefährlich werden.

Vorbeugung

Schwangere sollten kein Fleisch essen, das nicht durchgebraten ist und möglichst nicht mit Katzenkot umgehen und nicht im Garten arbeiten. Notfalls schützen Handschuhe oder Händewaschen vor den Mahlzeiten. Es ist sinnvoll, wenn eine andere Person das Katzenklo täglich reinigt, weil die Oozysten erst frühestens zwei Tage nach Ausscheidung infektiös werden.

Diagnostik

''T. gondii'' gehört zu den Infektionen, auf die man bei Schwangeren routinemäßig testen sollte, ähnlich wie Röteln, Syphilis, Hepatitis B, Clamydien, HIV, evtl. Zytomegalie und Herpes. Die Untersuchung ist in Deutschland jedoch nicht Bestandteil der normalen Schwangerenvorsorge! Wenn schon früher einmal eine Infektion auf ''T. gondii'' nachgewiesen wurde, geht davon keine Gefahr mehr aus. Das ungeborene Kind ist dann während der Schwangerschaft durch die mütterlichen Antikörper vor einer Infektion geschützt.

Es stehen auch molekularbiologische Untersuchungen (PCR) zur Verfügung.
Sie eignen sich zur Untersuchung von Fruchtwasser zum Nachweis einer bereits erfolgten Übertragung auf das ungeborene Kind. Eine Schädigung des Kindes kann man durch Ultraschall diagnostizieren. Auch bei immungeschwächten Patienten eignet sich am ehesten die PCR oder Sichtbarmachung bereits entstandener größerer Läsionen mittels bildgebender Verfahren (Computertomografie|CT, Magnetresonanztomografie|MRT).

Die Diagnose kann sehr schwierig werden, wenn sie im Nachhinein bei einem Neugeborenen gestellt werden muss, das erst spät Krankheitszeichen zeigt (beispielsweise Erblindung durch Chorioretinitis).


Therapie

Eine Erstinfektion mit ''T. gondii'' während der Schwangerschaft muss mit Antibiotika behandelt werden. Ansonsten kann eine Behandlung sinnvoll sein, wenn der Patient Symptome zeigt. Bewährt hat sich die Kombination Pyrimethamin zusammen mit einem Sulfonamid oder Clindamycin. In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten kann man nur die Übertragung auf das Kind mittels Spiramycin verhindern. Allerdings ist man nicht sicher, wie wahrscheinlich eine Übertragung während der Frühschwangerschaft überhaupt ist. Eventuell sollte das Kind nach der Geburt noch einige Zeit nachbehandelt werden. Alles in allem kann eine Schädigung des Kindes durch diesen sehr häufigen Parasiten also meistens verhindert werden.

 


Die Informationen dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie können in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.
Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

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