Sturge-Weber-Syndrom bei KRANKHEITEN.DE
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Sturge-Weber-Syndrom

Das Sturge-Weber-Syndrom, auch unter den Synonymen Sturge-Weber-Krabbe-Syndrom, Meningofaciale Angiomatose, Encephalotrigeminale Angiomatose oder Angiomatosis encephalofacialis bekannt, ist eine angeborene progressive Erkrankung aus der Gruppe der neurokutanen Phakomatosen. Es ist gekennzeichnet durch Kaverne holräumige gutartige Gefäßtumore (Angiome) im Gesichtsbereich, im Bereich der Meningen, im Bereich der ipsilateralen weichen Hirnhaut (Leptomeninx) und der Aderhaut des Auges (Choroidea); häufig mit nachfolgender Augensymptomatik.

Äußerlich erkennbar sind die Gefäßfehlbildungen in der Regel an einer kapillären vaskulären Malformation in Form eines meist einseitigen rötlich bis portweinfarbenen Naevus flammeus im Gesicht betroffener Kinder.

Geschichte

Das Syndrom wurde unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten erstmals im Jahr 1879 von W.A. Sturge beschrieben. Er berichtete über ein junges Mädchens mit Naevus flammeus im Gesicht, am Hals und am Oberkörpers, einer auf der gleichen Seite bestehenden Augenvergrößerung (Buphthalmus), epileptischen Anfällen und einer Halbseitenlähmung (Hemiparese). F.P. Weber konnte im Jahr 1922 durch Röntgenuntersuchungen die intrakraniellen Kalzifizierungen (Verkalkungen innerhalb des Schädels) nachweisen.

Häufigkeit und Ursache

Das Syndrom ist eher selten und tritt mit einer Häufigkeit von etwa 1:50.000 bis 1:250.000 auf. Vermutet wird eine genetisch bedingte Ursache, eventuell eine Mutation im Mosaik-Zustand (Genort 9p21). Möglich wären auch anatomische Ursachen (z.B. Venenfehlbildungen), die ihren Ursprung in einer Störung der Embryonalentwicklung zur Zeit der etwa 6. bis 9. Schwangerschaftswoche haben. Allerdings konnten entsprechende Nachweise bislang nicht gesichert erbracht werden, sodass man aktuell davon ausgeht, dass es sich um ein sporadisch auftretendes Phänomen handelt. Auffällige familiäre Häufungen sind nicht beschrieben.

Symptome

Bestimmt wird das klassische Bild des Syndroms durch Gefäßfehlbildungen der Haut und im Gehirn (Beteiligung von Chorioidea und Meningen). Die Ausprägung der daraus resultierenden Symptomatik kann sehr unterschiedlich sein, ist aber in den meisten Fällen durch neurologische und ophthalmologische Merkmale gekennzeichnet; etwa 45 von 100 betroffenen Kindern bekommen epileptische Anfälle und Glaukome.

Die meisten Kinder sind deutlich entwicklungsverzögert, bei den meisten zeigen sich die anatomischen Gefäßfehlbildungen an Haut und Hirnhäuten durch ein Naevus flammeus im Gesichtbereich der Stirn und Augenlider.

Durch die Veränderungen im Bereich der Hirnhäute kommt es häufig bereits im Verlauf des ersten Jahres nach der Geburt zu vergleichsweise schwer zu behandelnden epileptischen Anfällen (gehäuft z.B. West-Syndrom). Eine Hirnatrophie, einhergehend mit Entwicklungsverzögerungen bis hin zu kognitive Behinderung|kognitiver Behinderung infolge Hirn|zerebraler Durchblutungsstörungen durch Verkalkung der Angiome kann vorkommen. Viele betroffene Menschen haben wiederholt migräneartige Kopfschmerzen.

Häufig kommt es schon im Kindesalter zu eine Halbseitenlähmungen des Körpers (Hemiparesen) mit der Gefahr der Unterentwicklung bzw. des verminderten Größenwachstums (Hypotrophie) betroffener Extremität(en).

Augenerkrankungen (z.B. Glaukom) können auftreten, ebenso neurologisch bedingte Gesichtsfeldausfälle.

Diagnose

Die Angiome im Gesicht sind bereits bei der Geburt vorhanden und verändern ihre Größe proportional zum Wachstum des Kindes. Sie sind in der Regel leicht zu erkennen an ihrer rötlichen Färbung. Verblassen ist ebenso beschrieben wie eine Verfärbung in dunkelrot-violette Töne. Sie können sich auch strukturell von der Haut abheben.

Das Röntgenbild des Schädels zeigt eine girlandenförmige Doppelkonturierung der Gefäßkalzifizierungen in der Parietocccipitalregion. Im Computertomogramm sieht man den Gewebsschwund im Gehirn (Hirnatrophie). Zur Abklärung des Vorliegens von Gefäßfehlbildungen im Bereich der weichen Hirnhaut kann eine Kernspintomographie mit Kontrastmittel durchgeführt werden; gelegentlich zeigen sicht entsprechende Veränderungen jedoch erst nach dem ersten Lebensjahr.

Das Vorligen und wenn möglich bereits eine Klassifizierung einer Epilepsie erfolgt durch die Messung der elektrischen Aktivität im Gehirn durch ein EEG.

Augenärztliche Untersuchungen sind anzuraten, da behandlungsbedürftige Erkranklungen des Auges häufiger vorkommen. Beschrieben sind Glaukome, choroidale Hämangiome sowie Erweiterung und Schlängelung der Gefäße der Bindehaut (Konjunktiva), der Regenbogenhaut (Iris (Auge)|Iris) und der Netzhaut (Retina). In der Regel ist eine Augensymptomatik an der Seite festzustellen, an der das Angiom im Gesicht besteht.

Differentialdiagnostisch kommen das Klippel-Trenaunay-Syndrom und das Bannayan-Riley-Ruvalcaba-Syndrom in Frage.

Therapie

Verfahren zur ursächlich heilenden Behandlung des Sturge-Weber-Syndrom sind bislang nicht bekannt. Die Therapie besteht daher in der Behandlung der Symptome; z.B. regelmäßige Überprüfung der Augen (empfohlen wird mindestens eine Kontrolle pro Jahr).

Die mit Blick auf die Entwicklungsprognose des Kindes wichtigste therapeutische Intervention ist die Behandlung der Epilepsie: Je nach Ursprung der Krämpfe ist die medikamentöse Einstellung das Verfahren der Wahl oder ein epilepsiechirurgischer Eingriff kann vorgenommen werden.

Der gefärbte und kosmetisch als mehr oder weniger störend empfundene Naevus flammeus kann mit geringer Narbenbildung durch speziellen Laserverfahren in meist mehreren Sitzungen weitestgehend behandelt werden, wobei ein vollständiges Verschwinden in der Regel jedoch nicht erreicht wird. Je heller die Verfärbung ist, desto befriedigender sind die Therapieerfolge; daher sollte bereits im Kindesalter eine Behandlung in Erwägung gezogen werden, bevor es eventuell zu einer dunklen Tönung kommt. Gegebenenfalls sollte zur Vorbeugung psychischer Störungen aufgrund der psychischen Belastung durch das psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Oft sind zur Unterstützung der körperlichen Entwicklung physiotherapeutische Maßnahmen (Krankengymnastik und Ergotherapie) notwendig.

Prognose

Die Abschätzung der Prognose ist individuell vorzunehmen. Sie steht in Zusammenhang mit der Epilepsie, von der im hohem Maße die Schwere der neurologischen Ausfallerscheinungen und der kognitiven Entwicklungsmöglichkeiten abhängt. Die Spannbereite der Entwicklung (körperlich wie kognitiv) reicht von regelgerechter Entwicklung bis hin zur Schwerbehinderung des Kindes.


Die Informationen dienen der allgemeinen Weiterbildung. Sie können in keinem Falle die ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung ersetzen.
Bei gesundheitlichen Beschwerden sollten Sie ärztlichen Rat einholen.

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